Im Interview von Claudia Barfuss beantworte ich Kundenfragen rund um das Thema Logodesign.
Hier ein Auszug des Interviews vom 14. Juni 2017
1. Was fasziniert dich an der Logogestaltung?
Die Logogestaltung ist ein innovativer und immer wieder sehr spannender kreativer Prozess. Denn es gilt schließlich etwas ganz Individuelles, etwas so Einzigartiges zu schaffen, das genau zu diesem Auftraggeber und zu diesem Produkt oder zu dieser Dienstleistung passt. Die Auswahl von Schrift, Farbe und die Entwicklung des Bildes zu einem Ganzen, sowie die Reduzierung auf Klarheit und ein ausdrucksstarkes Minimum – das fasziniert mich.
Ein Logo ist zentraler Bestandteil des Unternehmens und das Bindeglied zum Kunden. Es findet sich in allen Kommunikationsmitteln wieder, z. B. auf Visitenkarten, Briefpapier, Firmenschildern, Stempeln. Das Logo ist damit der mit Abstand aufwändigste und wichtigste Teil im Corporate Design eines Unternehmens.
Klarheit und ausdrucksstarke Minimierung zeichnen ein gutes Logo aus.
2. Gibt es Logo-Trends, wie Modewellen?
In der Wirtschaft gibt es Megatrends. Bei Design und Gestaltung sind es Design-Trends, die sich auf Webseiten und Printmedien erkennen lassen. Es ist ein ständiger Wandel, der sich vollzieht. In Zeiten wachsender Individualisierung und einer sich wandelnden Arbeitswelt sind wir und die Welt um uns herum in ständiger Bewegung, können dieser Reizüberflutung fast nicht entkommen. Aus diesem Wissen heraus können Designer und Grafiker schöpfen. Ich spreche von gewollter Reduzierung auf das Wesentliche, von zeitlosem Design.
Wenn ein Logo zeitlos ist, verzichtet man nun keineswegs auf moderne Elemente. Die Kunst ist es, das Logo unverwechselbar, repräsentativ, flexibel, unvergesslich und zeitlos zu gestalten. Daneben sollte es aber auch klar und eindeutig sein und sich sowohl in schwarz-weiß als auch negativ (als Wasserzeichen) darstellen lassen.
3. Was wirkt besser: Bild und Text oder nur Bild oder nur Text?
Es gibt reine Wortmarken, wie etwa von „Disney“, oder markante Bildmarken wie z.B. das Symbol des Apfels von „Apple.“ Durch die starke Bekanntheit der Marke wird der Apfel als Signet (Zeichen) gezeigt und umgehend mit dem Unternehmen assoziiert.
An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass nur Großkonzerne eine derart immense Bekanntheit erzielen, dass ihr Signet über die Zielgruppe hinaus ohne beistehenden Namen erkannt wird. Das ist so beim Nike-Swoosh, dem Mercedes-Stern, dem Krokodil von Lacoste.
Als Möglichkeit 1 bietet sich also eine Textmarke an. Voraussetzung dafür ist ein kurzer Firmenname und eine besondere Schrift, mit der die eindeutige Erkennbarkeit möglich ist. Auf die Auswahl der Schriftart ist allergrößter Wert zu legen, denn die Schrift gibt dem Namen seine Persönlichkeit. Hier müssen Grafiker und Auftraggeber gut überlegen, welche Stimmung mit der Schrift transportierten werden soll. Werden die Kunden damit erreicht und fühlen sich tatsächlich auch angesprochen?
Die Möglichkeit 2 ist eine Text-Signet-Kombination (Wort-Bild-Marke). Hier liegt das Hauptaugenmerk auf dem Signet (Zeichen), dahinter tritt die Schrift in der Wertigkeit zurück. Bei dieser Variante können wahlweise nur Bild oder Bild- und Text in Kombination verwendet werden.
Tipp: Bild- und Text kommen dann etwa auf den Geschäftspapieren und der Visitenkarte zum Einsatz. Das Signet lässt sich gut im Profil, bei Posts und Pins in Social Media Aktivitäten verwenden.
4. Soll man beim Logo den Text, beispielsweise den eigenen Namen oder den der Firma, ausschreiben oder nur eine Abkürzung verwenden?
Eine Abkürzung sollte man prinzipiell nur dann verwenden, wenn der Firmenname noch mit dabei steht. Abkürzungen müssen sich in den Köpfen der Menschen erst etablieren, bevor sie in den normalen Sprachgebrauch übernommen werden. Für eine Entscheidung, ob und wie ein Name zu verwenden ist, gibt es einiges zu bedenken: Ist der Firmenname ein Eigenname oder ein Fantasiename? Wie lang ist der Name? Ist er selbsterklärend oder bedarf er einer Erläuterung?
Im Gespräch und bei Vorentwürfen präsentiere ich meinen Kunden immer verschiedene Möglichkeiten der Umsetzung.
5. Welche Farben soll ich bevorzugen? Wie wirken die Farben?
Für das Logo wird natürlich immer auf die Farben zurückgegriffen, die zu dem Unternehmen, seinen Produkten und Dienstleistungen passen. Entsprechende Erkenntnisse aus der Farbpsychologie werden dabei mit berücksichtigt. Die Farben sind meist kräftig und eindeutig.
Die Abstimmung bei der Farbwahl ist sehr individuell. Sie ist wichtiger Bestandteil in meiner Kundenberatung.
Zu beachten ist auch die unterschiedliche Wirkung der Farben auf Monitor, Smartphone, Druckmedien und evtl. Schaufenstern, Firmenschildern.
Ein Logo soll ja auf Visitenkarten, Kugelschreibern oder auf einem Plakat wirken. Wie wird das möglich?
Ein professionelles Logo ist variabel einsetzbar. Es entfaltet seine Wirkung genauso auf einer Plakatwand wie auf einer winzigen Online-Anzeige. Voraussetzung dafür ist aus technischer Sicht zunächst die Erstellung verschiedener Dateiformate. Zum Einsatz kommen zusätzlich unterschiedliche Varianten des Logos. Die Corporate-Design-Richtlinien geben dann vor, welche Variante für welchen Einsatzbereich zu nutzen ist.
Bei jedem Auftrag zur Logoerstellung liefere ich alle relevanten Dateiformate mit, sodass meine Kunden in der späteren Verwendung variieren können. Auf Wunsch erstelle ich zudem ein Corporate-Design-Handbuch.
Ein gutes Logo ist auf einem Stempel so gut erkennbar wie auf einer Schaufensterbeschriftung.
6. Wie kann/muss ich mich vorbereiten, wenn ich ein Logo erstellen lassen will?
Zuerst einmal solltest Du ein Konzept zu haben mit den wichtigsten Eckpunkten: Was soll verkauft/angeboten werden? An welche Zielgruppe? Mit welchen Medien wird diese Zielgruppe erreicht? Welches sind die direkten Mitbewerber?
Gerne unterstütze ich auch bei Erstellung dieses Konzepts.
In Vorbereitung auf die eigentliche Logoerstellung empfehle ich meinen Kunden immer, ein paar Tage lang die Logos in ihrer Umgebung ganz bewusst wahrzunehmen. Wie schauen die Logos aus, denen man tagein tagaus online oder offline begegnet. Wie einprägsam sind diese? Welche gefallen, welche nicht. Diese Beschäftigung mit Logos im täglichen Umfeld schärft das Auge und entwickelt ein Gefühl für das eigene Wunsch-Logo.
Worauf muss ich achten, wenn ich ein Logo erstellen lasse?
Du solltest darauf achten, Dir das Logo von einem Profi erstellen zu lassen, der eine entsprechende Ausbildung hat. Erfahrung, ein gutes Gefühl für Typografie und Farben sind wichtig. Ganz wichtig ist auch, dass Du ein transparentes Angebot erhältst, in dem alle Leistungen übersichtlich und verständlich aufgelistet werden. So kannst Du nachvollziehen, welche Leistungen erbracht werden. Was kostet was? Wie viele Entwürfe werden erstellt, werden Änderungen gesondert abgerechnet? Welche Dateiformate werden zur Verfügung gestellt? Wird eine Nutzungsvergütung berechnet? Wenn ja, in welchem Umfang?
7. Wie finde ich einen / eine gute LogodesignerIN?
Einem guten Logodesigner ist der Dialog mit Dir wichtig, denn nur so ist es möglich Deine Wünsche und Ziele zu visualisieren und in einem Logo zu verwirklichen.
Nehmen wir an, ich möchte gern ein Logo und ich habe mich entschieden Dich um eine Offerte zu bitten. Wie ist der Ablauf? Ich maile Dir: „Ich hätte gern ein Logo gestaltet, bitte mach mir eine Offerte.“ Und dann?
Zuallererst würde ich mit Dir ein Kennenlerngespräch vereinbaren, entweder persönlich in meinem Büro oder auch online, z.B. via Skype.
Diese kostenlose halbe Stunde ist für mich und Dich als potenzielle Auftraggeberin ausgesprochen wichtig. Es geht darum, dass wir uns kennenlernen und das geplante Projekt kurz skizzieren. Danach würde ich Dir eine Offerte schicken.
8. Super, die Offerte gefällt mir und wie geht es weiter?
Jetzt geht’s richtig los. Es kommen nun die konzeptionellen Vorgespräche, in denen wir definieren (s. Punkt 6), was für Dein Logo wichtig ist. Welche Vorstellungen hast Du, was magst Du, was erwartet Deine Zielgruppe .
Was, wenn ich trotz der Vorarbeit mit gewissen Punkten noch nicht einverstanden bin?
Dann arbeiten wir nochmals an dem Konzept. Es wird noch ausgefeilter und stärker mit deinen Vorstellungen verbunden. Deshalb ist der echte Dialog zwischen Dir als Kundin und mir als Grafikerin so wertvoll. Ein ganzheitliches Konzept zu erstellen, das aus Bildern oder Texten etwas Neues entstehen lässt, braucht Kreativität, die reift.
9. Wenn das Logo fertig ist, in welchen Dateitypen erhalte ich es von dir?
Du erhältst von mir alle wichtigen Dateiformate, die Du online (Webseite, Social Media) und für Drucksachen benötigst.
10. Was unterscheidet deine Arbeit von der von Billiganbietern? Wieso lohnt es sich das Geld zu investieren?
Logos von Billiganbietern sind wahllos zusammengestellte Schriften und Icons, die Deine Persönlichkeit, Deine Arbeit nicht widerspiegeln können.
Die Wertschätzung, die Du Deiner Arbeit und Deinen Kunden entgegenbringst, kommt auch in Deinem Logo zum Ausdruck. Auf Dein Logo bist Du stolz, so stolz, wie auf Deine Arbeit. Du gibst es gerne mit Deiner Visitenkarte an Kunden weiter, Du zeigst es mit Freude auf einem riesigen Firmenschild vor Deinem Büro. Du präsentierst es 100.000 mal auf Deinen Pinterest-Posts. Und du bist glücklich, dass du DEIN Logo hast.
Dieses Interview wurde von Claudia Barfuss geführt, die vollständige Version finden Sie hier: https://www.claudiabarfuss.ch/interview-petra-kress/